Ein ungewöhnlicher Glaspavillon in der Niederlausitz
Was haben Paris und Döbern gemein? Die Einwohnerzahl kann es nicht sein, die liegt in Paris bei mehr als 2,2 Millionen und in Döbern bei 3400. Paris liegt an der Seine, Döbern an der Malxe und zudem an der Bundesstraße 115 zwischen Forst und Bad Muskau. Paris hat sich seit Mitte des 3. Jahrhunderts v.u.Z. aus einer keltischen Siedlung entwickelte. Die Gründung Döberns gehört zu den ungelüfteten Geheimnissen der Geschichte. Paris ist übrigens immer schon eine Stadt. Döbern, zumindest urkundlich, seit 1969.
Zu Paris gehören neben Eiffelturm und Notre-Dame der Louvre. Millionen Touristen begeistert im Louvre die 1989 eröffnete 21,65 Meter hohe Glaspyramide, durch die man in die weltberühmte Gemäldegalerie gelangt. Bei der Einweihung war Frankreichs Präsident Francois Mitterand dabei. Die Glaspyramide von Döbern – endlich also die Gemeinsamkeit! – ist mit 18 Metern zwar nicht ganz so hoch, aber ebenso eindrucksvoll. Bei ihrer Einweihung 2013 war Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zugegen.
Bis zum Ende der DDR gehörte Döbern zu den größten europäischen Produktionsstandorten für Glaswaren. Das Glaswerk, heute Cristalica GmbH, bot einst 2500 Mitarbeiter der Region Arbeit und Brot. Jeden Tag wurden bis zu 50 Tonnen Glaswaren produziert, geblasen, handgeschliffen und in alle Welt exportiert. Nach der Einführung der Marktwirtschaft stiegen die Preise auf internationales Niveau, der Absatz ging zurück, viele Glasmacher mussten entlassen werden.
Nach mehreren Eigentümerwechseln und einer Insolvenz besteht die Belegschaft heute aus 50 Mitarbeitern. Doch an der erlesenen Qualität der Erzeugnisse hat sich nichts zum Negativen verändert – im Gegenteil. Döbern sucht, wie viele ehemalige DDR-Unternehmen, denen nach Einführung der Marktwirtschaft der Absatz weggebrochen war, neue Kunden. Dafür bietet die Pyramide als Europas größtes Glaskaufhaus mit seinem erlesenen Ausstellungs- und Verkaufsprogramm auf zweitausend Quadratmetern Fläche in zwei Etagen einen eindrucksvollen Beitrag. Zu den Vorzügen dieser Verkaufsshow mit über 4500 Exponaten gehört, dass im Angebot auch erlesene Leuchter aus Italien gehören, Glasfiguren aus Thüringer Werken, Bleikristall aus Weißwasser und Erzeugnisse aus weiteren Unternehmen der Branche.
Der Zufall führte mich in das architektonische Kleinod aus Glas und Holz. Doch der Aufenthalt währte länger als beabsichtigt, zumal es nicht allzu schwer fällt, bei der Gelegenheit auch etwas für den eigenen Geschmack mit nach Hause zu nehmen.
Die Verkaufsshow ist – mit fünf Ausnahmen – das ganze Jahr über täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Hier ein kleiner Rundgang: (Übrigens ist der 2,20 Meter hohe Tiger am Eingang der Pyramide aus 420.000 Glassteinen gebaut worden.)